Kompetenzen erweitern

PROJECT ADVENTURE

„Wenn du dich sicher fühlen willst, dann tu was du schon immer konntest.
Aber wenn du wachsen willst, dann gehe bis zum äußersten Ende deiner Kompetenz und das heißt, dass du für kurze Zeit deine Sicherheit verlierst.
Wann immer du also nicht genau weißt, was du gerade tust, weißt du, dass du wächst“.
(Project Adventure, 1995)
 
 

Vorbemerkungen

Die Erlebnispädagogik boomt. Überall entstehen Hochseilgärten. Kaum eine pädagogische Zielgruppe, für die es kein entsprechendes Angebot gibt. Professionelle Anbieter erschließen einen sich rasant entwickelnden Markt. Auch in der Schule finden sich mehr und mehr erlebnispädagogische Aktivitäten mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen, z. B. bei Schullandheim-Aufenthalten, Projektwochen, Wandertagen, Klassenfahrten, erlebnispädagogisch orientierten Studienfahrten und auch im Sportunterricht.

Am stärksten jedoch entfaltet erlebnispädagogisches Arbeiten dort sein Potential wo über eine längeren Zeit im Klassenverband nach seinen Grundsätzen gearbeitet wird.

Bei aller Skepsis gegenüber immer neuen gesellschaftlichen Freizeittrends entsprechen die erlebnispädagogischen Grundsätze durchaus den neuen pädagogischen Entwicklungen in der Schule wie z. B.: Ganzheitlichkeit (Lernen mit Kopf, Herz und Hand), Handlungsorientierung, eigenverantwortliches Handeln und Lernen durch eigene unmittelbare Erfahrung.

Die Erlebnispädagogik kann auf ihre Weise vielen Schulen bieten, was sie im Rahmen ihrer Schulentwicklung suchen: eine Möglichkeit für ganzheitliche Förderung der Schülerinnen und Schüler im Bereich der Schlüsselqualifikationen und eine echte Bereicherung für das Schulprofil oder einen in vielerlei Hinsicht attraktiven Baustein für ein Schulprogramm.

Im Folgenden wird mit Project Adventure, kurz PA genannt, eine Form der Erlebnispädagogik vorgestellt, die seit Anfang der 70er Jahre in den USA unter Förderung durch das U.S. Office of Education für die Anwendung in verschiedensten Schularten Lehrpläne und Curricula entwickelt wurde.

Der pädagogische Handlungsbedarf entstand durch die Unzufriedenheit mit dem zu einseitig kognitiv ausgerichteten Bildungssystem, der zunehmenden Gewaltbereitschaft und dem steigenden Drogenkonsum an vielen Schulen in den USA.

PA bekam damit den Charakter eines nationalen Modellprojekts zuerkannt, hat in ganz Nordamerika und inzwischen auch in einigen Ländern Europas eine weite Verbreitung gefunden und wird zum Teil während eines Schuljahres statt des Sportunterrichts angeboten.4)

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Project Adventure – PA ein gesetzlich geschützter Begriff ist, hinter dem in den USA die drittgrößte Non-Profit-Organisation im erlebnispädagogischen Bereich steht.

 

Das Hauptziel und die Schlüsselelemente von PA

Hauptziel von PA ist die Steigerung eines positiven Selbstwertgefühls und die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts.

Eine zentrale pädagogische Grundannahme des Ansatzes von PA ist, dass eine Serie von

  gut vorbereiteten,

  der teilnehmenden Gruppe oder Klasse angepassten und

  die einzelnen Teilnehmer herausfordernden,

  aber von ihnen erfolgreich bewältigbaren Abenteueraktivitäten

einer Person helfen, ein positives Selbstkonzept zu entwickeln.

 

Voraussetzungen dafür sind

  die Gewissheit der körperlichen Sicherheit,

  eine wertschätzende Grundhaltung,

  ein Klima von emotionaler Sicherheit in der Gruppe, mit der diese Aktivitäten durchgeführt werden.

Weitere wesentliche Kriterien für die Wirksamkeit von PA in Bezug auf das Hauptziel sind die pädagogisch-zielorientierte Planung und Feinabstimmung der oben genannten Serie von Erlebnis- und Abenteueraktivitäten sowie die intensiv durchgeführte Vor- und Nachbereitung dieser Aktivitäten mit den Teilnehmern5). Gerade durch diese Kriterien unterscheidet sich der erlebnispädagogische Ansatz von PA von vielen anderen erlebnispädagogischen Aktivitäten.

Charakteristisch für PA sind weiterhin die sogenannten Schlüsselelemente, die als unabdingbar angesehen werden, um das oben genannte Hauptziel zu erreichen.